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Season 01

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Season 01 I Episode 08

Nana Siebert

Episode 08mit Nana Siebert
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  • Nana Siebert

Nana Siebert ist stellvertretende Chefredakteurin bei derStandard und leitet damit inhaltlich also eines der größten Medienhäuser Österreichs. Das kann man durchaus als eine mächtige Position bezeichnen. Sie und Vera Steinhäuser kennen sich von einem Frühstück, das nur deshalb zustande kam, weil Nana Siebert etwas gemacht hat, was vielen Frauen öfter tun sollten.

Nana Sieberts Weg, Milestones und Hürden

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Begonnen hat alles mit jugendlicher Naivität, denn Nana Siebert war 17 als sie gesagt hat „Ich möchte Journalistin werden!“ und ins Medienhaus der Verlagsgruppe News reinspaziert ist. Dass sie am Vormittag die Schulbank drückte und am Nachmittag mit Zuhältern sprach, die Opfer von Polizeigewalt wurden, das fand sie damals gar nicht eigenartig und kann es heute als einen ihrer Milestones bezeichnet werden, so jung schon nach dem gestrebt zu haben, was sie wollte.

Eine Hürde, die sich später zu einer wichtigen Erkenntnis wandelte war, zu bemerken, dass sie Gehaltserhöhungen nicht „einfach so“ bekommt. Zumal erkannte sie auch, dass Männer hingegen wie selbstverständlich, gefühlt jeden 2. Monat nach mehr Gehalt fragten, während sie brav ihren Job gemacht hat. Irgendwann hat sie dann genug Wut entwickelt, um sagen zu können:

Nana Siebert

Jetzt bin ich an der Reihe!

Ein Nein tut nicht weh.

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Diese Wut, beziehungsweise, das was von ihr übrig bleibt, nämlich ins Handeln zu kommen, hat sich dann über drei Jahre aufgebaut, eine sehr lange Zeit. Laut Siebert hat das wahrscheinlich auch etwas Weibliches: Die Angst davor, eine negative Reaktion zu bekommen, wenn man sich positioniert und sagt, „ich hab das verdient“. Offensichtlich fällt es vielen Frauen nicht leicht, etwas zu fordern, zum Beispiel mehr Gehalt. Nana hat jedoch gelernt, dass ein Nein nicht weh tut und mehr noch, selbst ein Nein kann immer noch einen gewissen Verhandlungsspielraum gewährleisten.

Machtverteilung im medialen Umfeld

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In den Redaktionen herrscht eine Ausgewogenheit zwischen Frauen und Männern. Allerdings, wenn man in die Führungspositionen schaut, sind nur noch 1/3 der Leitungsjobs mit Frauen besetzt. Noch ein differenzierteres Bild ergibt sich im Blick auf die Chefredaktionen der Tageszeitungen, derer es 14 in Österreich gibt. Und da steht Martina Salomon vom Kurier allein auf weiter Flur.

 

Aber stellvertretende Chefredakteurinnen gibt’s endlich mehr. Beim Standard etwa ist es Teil der Führungskultur und auch der Anspruch, dass alle Positionen 50:50 besetzt werden, was auch tatsächlich der Fall ist. Siebert weiß, dass sich in dem Punkt noch viel bewegen wird. „Je mehr Frauen in die Führungsposition kommen, desto mehr wird auch das gelebt, was wir als den „Mini-Me“-effekt kennen, wo man auch etwas mehr Wert drauflegt, Leute zu fördern und in Führungspositionen zu heben, die einem ähneln und somit auch mehr Frauen zu pushen.“

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„Willst du Macht?“

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Nana Siebert erzählt davon, wie Frauen oft davor scheuen, wenn man ihnen die Frage stellt: „Willst du „Macht?“. Die negative Konnotation und der Machtmissbrauch sind wohl auch mit Grund. Das liegt wahrscheinlich daran, dass viele Frauen noch ein Bild von Macht haben, das von alten Strukturen geprägt ist, in denen der Machthabende, aka „der Chef“, seine Macht laut polternd und autoritär demonstriert. Dass es vielleicht nicht nur Männer sind, die diese Macht missbrauchen, ist für sie auch ein möglicher Gedankengang (um nicht alle Stereotype zu bedienen, fügt sie noch hinzu).

 

Und dann gibt es laut Sieber noch einen weiteren Faktor, der wahrscheinlich mitspielt, wenn man in eine Führungs- und damit auch Machtposition kommt: Diese Position hat immer etwas Exponiertes, man wird angreifbar und Entscheidungen können einem streitig gemacht werden. Menschen, die nicht zufrieden sind mit deinen Entscheidungen kritisieren dich zum Beispiel. Hier empfiehlt es sich, breite Schultern zu zeigen und das einstudiert Weibliche „ich möchte von allen gemocht werden“ abzulegen. Generell geht Siebert davon aus, dass sich genau davor eben auch viele Frauen scheuen.

Humor hilft oder „das typisch Weibliche rausprogrammieren?“

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„Ich glaub, dass Humor hilft und eine gewisse Abstraktionsfähigkeit“, sagt Nana.

Sie findet es wichtig, diesen Perspektivenwechsel auch einzunehmen und sich zu

fragen: Was ist persönlich, wo geht es gegen mich als Person, also das, wer und wie ich bin und wo geht’s gegen die Rolle, die ich habe oder die Entscheidungen, die ich treffen muss?

Nana Siebert

Im Laufe der Zeit und mit mehr Erfahrung kommt man drauf, dass man sehr gut überlebt, wenn es ein paar Menschen gibt, denen die Nase nicht gefällt, die man im Gesicht trägt!

Und nun ist sie Unternehmerin. Sie meint, ein 10-Jahresplan wäre noch ein Improvement, doch den hat sie nicht. Auch ein Antrieb, die Firma zu vergrößern, ist nicht vorhanden. Wo andere fragen, ob sie höher hinauswolle, gibt sie bloß zur Antwort „Na, bitte nicht!“. Ihr Genuss ist die Freiheit, zu wissen, was sie kann und was sie nicht kann, was sie ist und was sie auch nicht ist. „Und genau das, dass ich das nicht bin, gibt mir eine gewisse Freiheit und auch Macht.“

Ein ernsthafter Machtkonflikt

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Eine Anekdote aus ihrem Leben macht deutlich, wie Nana Siebert für sich gelernt hat, wie sie als Führungskraft agieren möchte. Im alten Verlag war Siebert für ein Jahr lang aus einer Stellvertreter*innenposition heraus in die 1. Reihe zur Ressortleiterin berufen, als Vertretung vom Vorgesetzten, der ein Sabbatical gemacht hat. Für Siebert war es ein gutes Jahr, in dem sie glücklich mit der Verantwortung und dem ihr verfügbaren Gestaltungsspielraum war. Nach diesem Jahr hätte sie wieder zurücktreten sollen in die 2. Reihe. Das Zermürbende daran war nicht nur, dass sie wieder Empfängerin von Aufgaben und nicht Gestalterin war, sondern vor allem der Konflikt bzw. Machtkampf, der dadurch entstand. Sie konnte sich schließlich emanzipieren und eine weitaus bessere Aufgabe annehmen. Was sie mitgenommen hat, ist, dass sie sich in Zukunft nicht derart verhalten möchte. „Den Mitarbeitenden Vertrauen und Verantwortung und Freiraum geben und sie nicht kleinzumachen“ das ist Teil einer Führungsart, die Siebert an den Tag legen möchte.

Vorbilder und Erziehung

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Nana Siebert glaubt, dass Frauen prinzipiell zu oft an sich selbst zweifeln. Vor allem spielt da offenbar die bereits angesprochene exponierte Rolle mit, die mit Führungspositionen einher geht. Eventuell spielen aber auch Role Models mit, negative Vorbilder vor allem. Auch hier macht sie mit einer Anekdote auf die Unausgewogenheit zwischen den Geschlechtern aufmerksam. Siebert führt gerne immer wieder Schulklassen durch ihre Redaktion. Dabei beobachtet sie, was man im Berufsleben wahrscheinlich auch so oder ähnlich beobachtet: Sobald Siebert etwa fragt, wer denn eine Aufgabe präsentieren möchte, springen die Jungs hervor und verkünden lautstark „ich, ich, ich!“, während die Mädchen in den letzten Reihen warten und gefragt werden wollen. Meistens wird dann doch den Jungs der Vortritt gelassen. Woran es liegt, dass Frauen sich seltener etwas zutrauen oder sich mehr Gedanken darüber machen, versagen zu können, ist eine der spannendsten Fragen. Ein Thema, das man wohl nur stark über Erziehung und Vorbildwirkung verändern kann.

Nana Siebert

Durch Vorbild und Erziehung erleben, wie weibliche Führung funktioniert, dass Macht nichts Negatives ist, sondern etwas, das man auch gut nutzen kann, zielstrebig und entscheidungsstark ausführen kann.

Veränderungen der letzten Jahre

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Siebert findet es total spannend, zu beobachten, dass, während sie lange die kleine, stille Arbeitsbiene war, die gehofft hat, dass man sie sieht, einige junge Kolleginnen auf ihren Karrieresprung pochen und ganz selbstbewusst für ihre Work-Life-Balance eintreten.

 

Ein Selbstbewusstsein, dass Siebert lange Zeit für sich selbst nicht mitgebracht hat, jedoch gut und wichtig findet. Denn ein großer Teil von Sieberts Berufsleben war gekennzeichnet von dem Glaubenssatz „Wow, ich darf das machen, was ich machen will und sie geben mir sogar Geld dafür“. Das hat sich natürlich mittlerweile grundlegend verändert.

 

Offensichtlich ändert sich etwas in Generationen, wird das auch dazu führen, dass sich Machtverhältnisse verteilen?


Macht wird definitiv weiblicher, nichts nur firmenintern, auch politisch, von 193 Ländern weltweit sind zwar nur 15 Frauen Regierungschefinnen, aber immerhin schon 15 Frauen! Und Ursula von der Leyen ist Präsidenten der EU-Kommission und Mutter von 7 Kindern. Wir haben also immer mehr weibliche Vorbilder, die uns zeigen, wie Macht, weibliche Macht aussehen kann, dass es durchaus auch positive Effekte gibt und dass Macht nicht immer laut polternd, tyrannisch, diktatorisch sein muss, sondern durchaus auch kooperativ ausgeübt werden kann.

Ein Frühstück fürs Networking

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Wie sich Nana und Vera kennen gelernt haben liegt schon über 15 Jahre zurück und ergibt mittlerweile eine schöne Geschichte. Nana Siebert hat Vera Steinhäuser aus dem Nichts heraus kontaktiert, um mit Vera zu frühstücken bzw. vor allem auch, um sich austauschen. Das ist etwas, das Vera sehr inspiriert hat und grundlegend etwas ist, das Frauen viel zu selten machen.

 

Better Network, better carriers?

 

„Das wird wohl enorm wichtig sein, Netzwerke in alle Richtungen zu schaffen.“ Networking ist essentiell, vor allem auch der Erfahrungsaustausch über Hürden und dem Umgang mit genau diesen ist für Siebert ein zentraler Punkt der Networking-Idee:

Nana Siebert

Wie hast du’s gemacht?

Vor welchen Hürden stehst du

und wie gehst du damit um?

Netzwerk ist etwas, wovon wir stark profitieren, denn das Empfehlungsprinzip ist immens wichtig. Siebert glaubt daran, dass Frauennetzwerke immer wichtiger werden und sich immer mehr bilden. Netzwerken ist allerdings kein Selbstzweck, sondern es geht in erster Linie um die gegenseitige Unterstützung. Und Frauennetzwerke funktionieren wahrscheinlich zum Teil anders als die von Männern, weil Frauen sehr viel schneller auch über emotionale Themen sprechen, die in der weiblichen Führung eine ganz große Rolle spielen – interessanterweise. Und manchmal tut es ganz gut zu hören „ja auch du hast eine schwierige Zeit, weil ein Kollege Intrigen spinnt und ja auch du haderst mit allem, weil du Kinder hast und bis 24.00 Uhr durcharbeiten könntest.“

„Das unterschätzt man oft, wie gut’s einem tut, wenn’s jemandem ähnlich geht!“

 

Welchen Tipp könnte man der 17-jährigen Nana aus heutiger Perspektive geben?

Nana: „Sag früher was du möchtest und was du verdient hast! Rühr schneller die Werbetrommel für dich!“

Nana Siebert

Es hilft dir in deiner Karriere, wenn du erlebst,

dass die Welt nicht untergeht, wenn jemand auch mal Nein sagt zu dem was du möchtest!

Das nächste Frühstück geht auf Vera, das ist hiermit festgeschrieben. :-) 

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